Es ist soweit: Mit phantastischem Blick auf eine Müllhalde (links im Bild), dafür aber wunderbar zentral in Jakarta gelegen, sitze ich in meiner eigenen Bude.[singlepic id=9 w=240 h=180 float=left] Der Flug von Doha nach Jakarta war wie schon der erste Flug quasi ereignislos. Einzig ein gefühlt 5000m großes Luftloch und die anschließende Ankündigung des Piloten, das Boardpersonal solle sich schnellstmöglich anschnallen, verbreiteten Unwohlsein. Begeistert bin ich von der Beinfreiheit und dem Essen bei Qatar Airways (QR). Super In-Flight Entertainment und nettes Boardpersonal runden die Sache ab. Bis auf die geringe Gepäckmenge kann ich QR jedem nur wärmstens empfehlen.
In Jakarta angekommen wurde ich vom freundlichen Allianz-Fahrer Ujang empfangen. Mit erstaunlich guten Englischkenntnissen und noch besserem Hand-und-Fuß redeten wir während der Fahrt über das Leben in Jakarta. Nach einer guten Stunde Fahrt gelangten wir schließlich zum Ziel der Reise und mit einem leicht hämischen Grinsen verkündete Unjang mir, dass ich hier die nächsten 4 Monate leben werde. Mit Koffer und Rucksack bepackt ging es in den ersten Stock in mein neues Reich. Toilette + Dusche, ein offener Schrank, Bett, “Schreibtisch” und ein Fenster. In einem weiteren Grundkurs Hand-und-Fuß erfuhr ich dann das (falsche) Wlanpasswort, aber dank großem Einfallsreichtum seitens der Besitzer ließ es sich schnell erraten
[singlepic id=14 w=240 h=180 float=left]Mein erster Telefonanruf im neuen Zuhause richtete sich dann an Auswanderer Reuven Lehmann. Wir verabredeten uns für abends und so ging es für mich erstmal in die nächste Mall. Max hatte mir Instruktionen mitgegeben, wie ich diese finden würde und so machte ich mich auf den Weg.
Die Peststraße, so nannte Max die nächstgelegene größere Straße, hat ihren Namen redlichst verdient. Luft, schwer wie blei, machte das Atmen schwer und da die Straße keinen Fußweg hat, muss man einen konstanten Kampf gegen Autos bzw Motorräder führen, wer jetzt genau wo langgehen darf. Die Motorradfahrer machten sich auch gern den Spaß einfach mal einen Kickstart in meine Richtung zu probieren, was das Sicherheitsgefühl nur noch steigerte. An der 12 spurigen Hauptstraße angelangt überquerte ich diese über einen riesige Fußgängerbrücke, die den Zugang zur Buslinie ermöglicht.
[singlepic id=21 w=320 h=240 float=left]Auf der Fußgängerbrücke sitzen dutzende Straßenhändler mit ihren Brillen, Schuhen, CDs, Bücher uvm. Da ich schon von Nachbarn angebrüllt wurde, als ich meine Wohnung fotografiert habe und diese überhaupt nicht fotografiert wurden, schnappte ich mir mein Wörterbuch und lernte den für mich wahrscheinlich wichtigsten Satz: Saya minta ambil potret saudara (“ich bitten-um Foto Sie” -> Darf ich Sie fotografieren?). Leider waren meine indonesisch Kenntnisse damit erschöpft und ich konnte auf den darauffolgenden Wortschwall nur doof grinsend antworten. Auch konnte ich den Straßenhändler, den ich um das Foto gebeten hatte, nicht davon abbringen schräg in die Kamera zu grinsen und so blieb es bei einem Foto. Auch andere Indonesier, die ich fragte, konnte ich nicht dazu bringen, “normal” weiterzumachen
Auf der anderen Seite verließ mich dann mein Orientierungssinn und so rief ich Max für gefühlte 100€ an. Dieser wusste zum Glück ebenfalls nicht wo ich bin. Es stellte sich jedoch heraus, das ich einfach nur um die Ecke gehen musste.
In der Mall angelangt verfluchte ich mein komplett durchgeschwitztes T-Shirt auf Grund einer auf “Polarkreis” eingestellten Klimaanlage und machte mich auf den Weg den Supermarkt zu finden. Einige Zeit später und einen weiteren Telefonanruf später erfuhr ich von Max, dass der Architekt sich überlegt hat, man könne ja 5 Rolltreppen in die Mitte der Mall setzen, die Rolltreppe ins Untergeschoss zum Supermarkt aber genauso gut irgendwo im Erdgeschoss verstecken.
Im Supermarkt deckte ich mich mit Drogerieartikeln ein, allerdings scheint es unmöglich zu sein, Hautcreme zu bekommen OHNE bleaching Komponente. Dafür stellten sich mit zwei außerordentlich wichtige Fragen:
Nutella oder ROZZella?
Spaghetti oder Spagetiku?
Nachdem die Einkäufe erledigt und nach Hause gebracht waren, machte ich mich auf zum indonesischsten aller Treffpunkte: Dem Paulaner im Kempinski Hotel. Zum Glück kam Ruvi quasi zeitgleich an und so suchten wir seine Fußballkollegen, die auch kommen wollten. Während eine bayrische Liveband, aus Peking zum “Oktoberfest” im Paulaner eingeflogen, eine Mordsgaudi veranstaltete, lernte ich ein paar deutsche “Expats” kennen.
*Update* Vollkommen vergessen: In Deutschland noch nie gesehen, in Jakarta am Nebentisch: Klaus Wowereit
Einige Weißbier und Schnäpse später entschieden sich Ruvi und ich zusammen mit den beiden Deutschen Christian und Simon feiern zu gehen. Da ich aber in kurzer Hose unterwegs war, mussten wir noch kurz bei mir vorbei. Bei der Wohnung angekommen wurden Ruvi und ich vom, ich nenne ihn mal Portier, aufgehalten und ich vermute stark, dass er uns für ein Liebespaar hielt, das aufs Zimmer wollte, da er fast panisch signalisierte, dass dies wohl extra kostet.
Im X2 hatten Christian und Simon einen Tisch und ich konnte mir einen ersten Eindruck vom Partyleben in Jakarta machen. Um 4 Uhr entschieden wir uns, dass es Zeit sei zu gehen und Simon und Christian fuhren in Simons Auto nach Hause. Nach 30 Sekunden Wartezeit entschied ich mich, dass ich lange genug in Jakarta gewesen bin um die Taxiempfehlung “Nur BlueBird oder Express Taxis nehmen” (das sind 2 von 1000 Taxifirmen in Jakarta) zu ignorieren und mich ins nächste Taxi zu setzen, das kommt. Ich fuhr also im Taxi ohne Taxameter nach Hause und schaffte es sogar den Taxifahrer bis vor meine Haustüre zu lotsen. Hier offenbarte sich das Taxameterproblem. Der 50.000Rp Schein, den ich in der Hand hielt (und zum Glück nie los ließ), war auf einmal genau der Betrag den der Taxifahrer verlangte. Da die Hinfahrt 13.000Rp (~1€) gekostet hatte, ließ ich mich auf diesen Kuhhandel nicht ein, worauf der Taxifahrer einfach, mit mir im Auto, wieder losfuhr. Da ich wenig Lust verspürte Lost in Jakarta zu spielen, riss ich die Tür auf und sprang aus dem fahrenden Auto. Das wiederum fand der Fahrer ziemlich uncool und so kam es zu einer Debatte auf der Straße, in die sich recht schnell auch 3 Nachbarn einmischten. Nach einiger Diskussion kriegte ich den Taxifahrer auf 20.000Rp runtergehandelt und so durfte ich nur leicht abgezockt in die Wohnung gehen.
Am nächsten Tag wollte ich eigentlich mit dem deutschen Fußballteam eine Runde zocken, aber da ich noch keine indonesische Nummer hatte, musste ich erstmal wieder in die Mall. Diesmal fand ich den Weg auch sofort und nach 1h im Handyladen habe ich nun eine Internetflatrate fürs Handy (3€ / Monat), Anrufe bzw SMS in Indonesien kosten 0.4c und Anrufe/SMS nach Deutschland zwischen 5-15c. Leider war es jetzt schon zu spät zum Fußball und so lud mich Christian zum Grillen bei ihm zu Hause ein. Als Frühstück/Mittagessen holte ich mir im Food Court mein erstes indonesisches Essen für 15.000Rp, umgerechnet ~1.2€, aber in Zukunft werde ich mir wohl 2-3 davon holen müssen, um satt zu werden.
In der Mall selber fand ich wirklich viele gute Geschäfte. Allein den Converse Store werde ich sicher das ein oder andere Mal besuchen. Auch kann man hier alle möglichen Filme und Serien für 7.000Rp pro DVD kaufen. Mein gutes altes Fitness First Studio ist auch direkt in der Mall und da ich mir in Deutschland eine internationale Karte organisiert hatte bin ich auch direkt eine Runde zum Sport.
Abends bin ich dann mit Schwimmsachen im Gepäck zu Christian gefahren. Christian wohnt mit Simon zusammen in einer riesigen Villa mitten in Jakarta. Einfach Wahnsinn. Nach dem Grillen fuhren wir mit 8 Mann in die MyBar. Auf dem Weg dahin trafen wir (im Auto) auf eine Meute 10-12 Jähriger, die sich mit an Seilen verkettete Bremsscheiben Waffen gebastelt hatten, diese über ihren Köpfen schwungen und damit hinter anderen Kindern herjagten und, da bin ich mir sicher, nur ein wenig spielen wollten. Irgendwie haben wir es mit dem Auto geschafft an der Gruppe vorbeizukommen, doch direkt an der nächsten Ecke der nächste Aufreger. Hier hatten sich 50-100 Halbstarke mit ihren Motorrädern die Straße blockiert und fuhren Rennen. Da hieß es dann im wahrsten Sinne des Wortes Augen zu und durch.
Die MyBar liegt mitten im Rotlichtviertel von Jakarta und neben wirklich, wirklich, wirklich fiesen Ausländern, wie man sich den “Thailandtourist” so vorstellt, bestand der Laden hauptsächlich aus Prostituierten. Nach 30s im Laden hatte Thomas, auch Deutscher, zwei von der Sorte an den Beinen kleben und so sollte es den ganzen Abend weitergehen. Alkohol hat in Indonesien übrigens 300% Steuern und ist damit ungefähr so teuer wie bei uns.
Bei der Heimfahrt entschied ich mich, den Fehler vom Vortag nicht zu wiederholen und suchte mir ein Taxi der “guten” Marken. Ich hatte auch relativ schnell eins gefunden, nur um dann vom Taxifahrer mit den Worten “First day. ok ok?” begrüßt zu werden. Also sofort wieder raus aus dem Auto und kurz aufs nächste gewartet. Mit dem Taxifahrer, Jeni, hab ich einen kleinen Crashkurs Indonesisch gemacht und ihn mit meinen aus dem Wörterbuch vorgelesen Worten erheitert. Eine super lustige Fahrt und ich musste Jeni versprechen, sollte ich jemals wieder ein Taxi vor der MyBar suchen, so würde ich immer nach Jeni verlangen. Jedenfalls glaube ich das.
Im Anschluss noch ein paar Eindrücke aus meiner Gegend. Nicht wundern wenn es was dauert, bis ein Bild geladen ist, sie sind groß Also ruhig im Vollbildmodus anschauen.
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