…wenn es 3 Tage später zum Schnorcheln im Korallenriff geht? Naja ganz so einfach war die Sache für mich dann doch nicht. Etwas wehleidig kölle alaafte ich um 17:11h Ortszeit im Büro der Allianz, worauf mein Chef mich verdutzt fragte, warum ich denn nicht mit Hut und Tröte auf der Arbeit erschienen sei. Habe ich mich dann auch gefragt.
Zum Thema
Die zweite Woche Jakarta ist jetzt um und ich finde es ist Zeit für ein erstes Fazit:
Jakarta macht unglaublich viel Spaß, es gibt wahnsinnig viel neues zu entdecken, die Arbeit macht Spaß und man weiß wirklich nie was einem am nächsten Tag erwartet. Jakarta ist aber auch laut, dreckig und immer heiss mit 100% Luftfeuchtigkeit. Das alles ist aber nur halb so schlimm. Auf Kriegsfuß stehe ich seit Tag 1 mit den Muezzin der Moscheen in der Nachbarschaft. Zum einen scheint der Sonnenaufgang hier tagtäglich 20-30 minütigen Schwankungen zu unterliegen. Zum anderen scheint es Gesetz zu sein, dass Moschee B 10 Minuten nach Moschee A anfangen muss (wohlgemerkt rufen beide den pünktlich zum Sonnenaufgang auf), damit man auch möglichst lange morgens um 4 etwas von den Ausrufen hat.
Richtig gewöhnt habe ich mich an das indonesische Essen. Ich halte mich zwar weiter an mein Credo, Nudeln vor Reis, aber gerade die Schärfe des indonesischen Essens hat es mir angetan. Wirklich lecker und bisher hat es meinen Magen, toi toi toi, vor allzu schlimmen „Verstimmungen“ bewahrt. So langsam merke ich aber auch die Sehnsucht nach dem ein oder anderen Gericht. Da an den Verzehr von Hackfleisch (für mich) unter den gegebenen Umständen nicht zu denken ist, musste ich die Gewohnheit nach dem Feiern Spaghetti Bolognese zu essen, leider einstellen. Viel schlimmer trifft mich jedoch der herbe Verlust von Frühstücksbrötchen. Trotz intensiver Suche habe ich bisher keinen adäquaten Ersatz gefunden. Dafür habe ich es endlich, zu Mondpreisen, geschafft, Ohropax zu organisieren. Wer hätte gedacht, dass in der gefühlt lautesten Stadt der Welt, niemand auf die Idee kommt so ein Produkt anzubieten.
An meinem ersten Tag in Jakarta wurde ich von Ruvi ins Paulaner mitgeschleppt und habe dort seine Fußballmannschaft kennengelernt. Am Mittwoch hatte ich meinen ersten Einsatz für „German Plus“. Gespielt wurde im alten Stadion von Jakarta mit Flutlicht, Schiedsrichter und sogar zwei Linienrichtern auf Rasen. Gegner war ein Team dänischer Expats. Großartige 35 Minuten konnte ich spielen, bevor mir die indonesische Luft die Lungen zerbarst. Trainer Dieter weigerte sich jedoch konsequent mich auszuwechseln (man darf so oft wechseln, wie man mag), andere Spieler hätten es nötiger. Nach Minute 40 wollte ich mich am liebsten übergeben, aber die Blöße wollte ich mir nicht geben und so besann ich mich auf ein Lothar Matthäus Gedächtnisspiel und so hatten wir die erste Viererkette der Welt mit stehendem Libero. Zur Halbzeit durfte ich mich dann ausruhen und wurde zur 60. Minute wieder eingewechselt. Einen unerklärlicherweise nicht gegebenen Foulelfmeter meinerseits später gewannen wir das Spiel 2-1.
Donnerstag war ich mit Amrei und Carl im Block M Plaza verabredet, einer Mall mitten im Rotlichviertel. Da es uns dort aber nicht wirklich gefiel, entschlossen wir uns, nach Kemang zum Essen zu fahren. Keiner wollte Geld fürs Taxi zahlen, also setzten wir uns zu dritt auf Carls Scooter, Carl ohne Helm und der Führerschein natürlich auf dem Nachttisch, und fuhren Richtung Kemang. Man ist als Weißer in Jakarta schon viel gewohnt, aber die Tatsache drei Weiße auf einem Scooter durch Jakarta flitzen zu sehen, erregte doch mehr Aufregung als wir dachten.
Freitag abend war ich mit der großartigen Tiwuk und einer Freundin von ihr auf dem Temper Trap Konzert hier in Jakarta. Zufällig war James Yuill „Vorgruppe“, den ich erst vor ein paar Monaten beim Phoenix Street Gig gesehen hatte.
Das Wochenende haben Amrei, Anna, Carl, Philipp, Volkan und ich auf Tidung, einer der ((Pulau Seribu)), verbracht. Bis Freitag abend war es noch unklar, ob wir wirklich zu sechst auf die Insel fahren würden, denn Volkan hatte sich eine Amöben Infektion eingefangen und lag von Mittwoch bis Freitag im Krankenhaus. Tiwuk hatte sich unglaublicherweise bereit erklärt uns alle um 05:30 morgens abzuholen und am alten Hafen von Jakarta abzusetzen. Das Wort Hafen ist an dieser Stelle jedoch absolut unangebracht. Unausstehlich stinkende Kloake würde den Ort wahrlich besser beschreiben. Wer hier ins Wasser fällt oder einen der angebotenen „frischen“ Fische probiert, wird nie wieder laufen können, da bin ich mir sicher. Mit einem urtümlichen Passagierboot, das keine Stühle, dafür umso mehr Sitzfläche auf dem Boden besaß, tuckerten wir ca 3h über das Meer, bis wir Pulau Tidung erreichten.
Es ist unglaublich, wie man eine so schöne Insel so verkommen lassen kann. Auf der einen Seite wunderschön, wie man sich eine Insel in Indonesien vorstellt, auf der anderen Seite Müllberge direkt hinterm Strand, und keiner scheinte sich auch nur einen Deut darum zu kümmern. Begleitet wurden wir das Wochenende von Nang (weiblich) und Ajang (männlich), wobei Nang unser Guide war und Ajang uns später beim Schnorcheln begleitete. Zuerst ging es durch das beschauliche Dorf von Tidung, vorbei an kleinen Höfen mit Ziegen und Hühnern, deren Böden mit Plastiktüten ausgelegt waren, zu unserem Home Stay. Das war ein Zimmer mit 3 riesigen Matratzen, auf denen wir 6 schlafen konnten. Auf dem Weg trafen wir noch Sarah, eine Praktikantin, die wir aus Jakarta kennen, und ihre Freundin Rita, die sich uns für das Wochenende anschlossen. Vor unserem Homestay war ein größerer Platz mit Stühlen und Bänken, direkt am Meer, daneben eine kleine Bambushütte mit „Strohdach“ auf der man Essen konnte oder sich im Schatten ausruhen. Auch hier fragten wir uns wie man aus einem malerischen Strand so wenig rausholen konnte. Jeder Pfandsammler hätte hier sein Paradies gefunden. Insgesamt war ich von der Insel begeistert, aber wohnen möchte ich auf Pulau Tidung trotzdem nicht
Nachdem wir ausgepackt hatten, ging es nach einem kurzen Mahl sofort aufs Boot zum Schnorcheln. Insgesamt 4h waren wir unterwegs und es war wirklich schön. Gegen Ende hin fand Volkan einen Tripang, eine Art Seegurke. Diese Seegurke hat die höchst amüsante Eigenschaft beim Herausholen aus dem Wasser eine kleine Wasserfontäne mit weißen Fäden auszuspucken. Den Rest denke sich jeder, es sei hier nur kurz erwähnt, dass wir uns 3 weitere Tripang suchten. Tripang soll auch sehr lecker schmecken, nur leider braucht die Zubereitung wohl etwas Zeit und daher konnten wir unseren Fang nicht genießen.
Bei unserer Rückkehr war es auch schon an der Zeit mit dem Rad ans eine Ende der Insel zu fahren, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Anschließend ging es zum Fisch-Barbecue zurück am Home Stay. Nachdem das Essen weggeräumt war, entschieden wir uns, die Matratzen nach draussen auf unsere „Empore“ zu tragen und dort den Abend bei kühlem Bintang zu genießen. Leider machte das Wetter unserem Versuch, dort auch zu übernachten, einen Strich durch die Rechnung, denn es fing gegen halb eins an zu regnen.
Der Wecker klingelte um 4:40, schließlich wollten wir alle um 5:00h den 10 minütigen Sonnenaufgang beobachten. Soetwas klappt in Indonesien natürlich nie. Sowohl wir, wie auch der Guide, hatten Verspätung und pünktlich um 5:13 erreichten wir mit unseren Fahrrädern den Aussichtspunkt. Mache aber gar nichts, denn dort gab es auch eine ca 5m hohe Fußgängerbrücke und wir nutzten die Gelegenheit und sprangen von der Brücke ins Kühle naß. Danach saßen wir am Strand, probierten die diversen frischen Fischgerichte an den Ständen und machten uns gegen 13h auf dem Weg zurück nach Jakarta. Auf der Heimfahrt lernten wir einen Indonesier kennen, der 4 Jahre in Deutschland studiert hat und zufällig in meiner Gegend wohnt. Da alle anderen in eine andere Richtung musste und bei ihm noch ein Platz im Taxi frei war, fuhr ich mit ihm und 2 Freunden zu mir nach Ben Hil.
Heute haben Carl, Amrei und ich mit unserem Tauchschein begonnen. Wir waren für 18h an der Tauchschule gemeldet und da ich gestern schon einmal mit Tiwuk da war, um den Kurs zu bestätigen, wusste ich es würde von der Arbeit ca 10-15 Minuten mit dem Taxi brauchen. Also bin ich um 17:30 runter, schließlich kann man ja auch mal im Verkehr stecken bleiben. 25 Minuten später hatte ich immer noch kein Taxi und musste auf die Notlösung umsatteln: OJEK. Das sind private Motorradfahrer, die Fahrgelegenheiten anbieten. Gerade für mich als Ausländer ist es da natürlich wichtig die Taxipreise zu kennen und so machte ich mit ihm einen zwar überhöhten aber noch akzeptablen Preis von 30k IDR aus, ca 2.5€. Wie sich herausstellte war der Kerl nicht nur des Stadtplans unwissend (wir brauchten 45 Minuten bis zur Tauchschule und ein Ojek benötigt viel weniger Zeit als ein Taxi, weil die links und rechts an allem vorbeifahren was sich (nicht) bewegt). Auch Geschwindigkeitsbegrenzung kannte er nicht. Als wir mit 90 die Sudirman runterrasten und der Kerl meine wüsten Beschimpfungen schon nicht mehr hören konnte, habe ich meine Entscheidung doch ein wenig bereut. 7 Ave Marias später hatten wir dann die Tauchschule gefunden, der Fahrer wollte natürlich mehr Geld, was ich ihm nicht gab, und just in dem Moment kamen auch Amrei und Carl an. Uns wurde kurz die Tauchschule gezeigt und dann ging es auch schon in den Schulungsraum. Die PADI Ausbildung besteht aus 5 Theorieteilen, wobei nach jedem Teil ein Test ansteht, und nach dem 5. Theorieteil eine Gesamtprüfung. Normalerweise macht man die Theorie an 3 Tagen und dann die Poolsessions in 3 Tagen. Wir haben heute in einer Marathonsession bis halb 12 Theorie 1-4 inkl. Tests fertig gestellt und werden morgen hoffentlich auch die Poolsessions abschließen, sodass wir am Wochenende unsere 4 Tauchgänge machen können und dann unser PADI Zertifikat erhalten.
Morgen ist indonesischer Feiertag, es werden aller Orte Tiere geschlachtet und an die Armen verteilt. Zum Glück weiß niemand genau, ob in Indonesien heute oder morgen der Feiertag ist (bzw in 3 Minuten), da gibt es wohl Streit innerhalb der Gelehrten. Also hat sich die Hälfte der Allianz Belegschaft heute krank gemeldet. Ein Schelm, wer böses denkt.
Ich habe euch oben wie immer ein paar Bilder angehängt
Lieben Gruß aus Jakarta
PS:
Es sind übrigens gerade 28° und ich bin braungebrannt (bzw glutrot), postet doch mal euer Wetter so
Ein Kommentar
Das wäre ja mein Land, wenn du schon rot bist!
Viel Spaß noch
PS: Steht nicht immer so steif auf den Fotos