Gili. Der Name ist hier in Indonesien Programm. Eine Insel ohne Polizei. Völlig frei werden hier Marihuana und Pilze zum Verkauf angeboten (siehe Fotos). In einem Land, in dem auf Drogenbesitz die Todesstrafe steht. Sodom und Gomorrha können von dieser Insel noch etwas lernen. Genau genommen sind es drei Inseln. Die „Gili“ Inselgruppe besteht aus Gili Air, Gili Mana und Gili Trawangan. Trawangan ist mit Abstand die größte der drei Inseln und gemeinhin als die Partyinsel bekannt. Schwer zu erraten wohin es uns getrieben hat.
„Uns“, das war in diesem Fall Amrei, Bettina, Carl, Tiwuk und ich. Da Carl und ich Freitags noch arbeiten mussten, sind Bettina und Amrei schon Donnerstags abends nach Mataram, Lombok, geflogen, Freitags sollten dann Carl und ich folgen, Samstags Tiwuk. Von Mataram ist es per Taxi ca. eine Stunde zum Hafen Bangsal und von Bangsal dann nochmal knapp 20 Minuten via Boot. Da der Flug von Jakarta erst um 19.15 (geplant), also 20.30 (durchschnitt), losfliegt, ist man dann mit Zeitverschiebung (eine Stunde) erst gegen 23.30 in Mataram. Also sucht man sich in Mataram ein Zimmer und fährt dann morgens mit der ersten Fähre nach Gili Trawangan. Eigentlich.
Carl und ich hatten uns mit Hilfe des Lonely Planet für Okas Homestay in Mataram entschieden. Tiwuk hatte dort kurz für uns angerufen. Man nehme keine Reservierungen an, aber wir sollen einfach abends auftauchen, man werde schon ein Zimmer für uns haben. Am Flughafen zum Taxischalter und ein Taxi zu Okas Homestay geordert. Während Carl noch den Straßennamen stottert, weiß man schon Bescheid und wir sitzen auch schon im Taxi. Der leicht übertriebene Preis von 40.000 Rupiah ist in Anbetracht von baldigem Schlaf auch schnell akzeptiert. Bei Okas Homestay angekommen die ersten Zweifel: Wie sollen wir hier reinkommen? Man hat uns in einer Seitengasse einer Seitengasse ausgesetzt, unheimlich ist eine Untertreibung, die zwei streunenden Köter mit einer an hundert Prozent grenzenden Tollwutwahrscheinlichkeit kommen auch schon näher. Zum Glück haben wir die Nummer vom Homestay. Man hört es klingeln. Man lässt es klingeln. Niemand macht auf. 50m entfernt, die Straße zurück, steht ein Mann an einem Tor. Tiwuk hatte etwas von „mehreren Homestays in direkter Umgebung“ erwähnt. „Ada kamar?“ fragen wir den Mann, „gibt es ein Zimmer?“, nein, natürlich nicht, „full“. Man zeigt uns den Weg zum nächsten Homestay. Außer einem Warung, einem kleinen Restaurant, ist auf den Straßen Matarams nicht mehr viel los, doch anscheinend ist auch das zweite Homestay voll. Da sich der Magen meldet, entscheiden wir uns für einen Mitternachtssnack. Wir bestellen zweimal Nasi Goreng. Ausverkauft. Irgendwie schafft es der Koch dann doch noch zwei Essen für uns aufzutreiben.
Beim Essen dann die Idee. Warum fahren wir nicht einfach schon nach Bangsal, organisieren uns ein Boot und feiern heute Nacht schon auf Gili? Jetzt müssen wir nur noch ein Taxi finden. Wir sind keine 10m gelaufen, da fährt ein Ojek auf uns zu. Ob wir mitgenommen werden wollen. Wollen wir nicht. Der Mann ist hartnäckig. Ob wir ein Taxi brauchen. Ja, aber nicht von ihm. Er kenne da wen. Nein Danke. Doch doch, ganz sicher, wir sollen warten. Sicher nicht. Wir suchen den Weg zurück zur Hauptstraße. Auf einmal kommt uns ein Taxi, gefolgt von einem Motorradfahrer entgegen. Hat uns der Ojek Fahrer allen Ernstes ein BlueBird organisiert. So kann man sich täuschen. Guter Mann.
Dem Taxifahrer erzählen wir von unserer Idee, jetzt noch nach Gili zu fahren. Der Fahrer meint zwar, das keine regulären Fähren mehr fahren, aber er kenne da ein paar Fischer, die sich sicher bereitschlagen lassen. Kosten? Verhandlungssache. Wir willigen ein. Nach einer Fahrt entlang der unbefestigten Küste Lomboks (die sich später NICHT als reguläre Straße herausstellte), kommen wir in der Nähe Bangsals in einem Fischerdorf an. Wir fahren in eine Hofeinfahrt, es wird kurz geredet, dann werden Carl und ich an den Strand gebeten. Ihr beide wollt also nach Gili. Ja genau. Der Kapitän kommt gleich. Als der Kapitän schlaftrunken am Strand auftaucht, kommt der Hammer. 500k Rupiah soll die Fahrt kosten. Selbst wenn man sich das Boot am Tag kaufen würde, kostet das keine 200k. Da der Kapitän kein Englisch spricht führen wir die Verhandlungen auf Indonesisch. Unseren Höchstpreis hatten Carl und ich auf 200k festgesetzt, die Verhandlungen bringen uns auf 400k, dann wird abgebrochen. Der Taxifahrer bringt uns zu einem zweiten Fischer, hier bekommen wir zwar das Angebot von 300k, doch auch dann wird es uns zu doof. Abzocke ja, aber dann doch bitte im Rahmen.
Wir bitten den Fahrer uns trotz fehlender Boote zum kleinen Hafen zu fahren. Am Hafen angekommen bezahlen wir den Fahrer und legen uns auf zwei kleine Bänke, die unter einem Vordach stehen. Erstaunt fragt uns der Fahrer, ob wir das wirklich ernst meinen. Schließlich sieht er ein, dass er uns heute Nacht nicht mehr vom Hafengelände bekommt und bietet uns sein Taxi als Schlafgelegenheit an. Doch bei knapp 25° macht es kaum einen Unterschied, wo man schläft. Aus Deutschland habe ich ein kleines Kissen mitgenommen, das mir jetzt gute Dienste leistet. Der Taxifahrer fährt ab. Nach 10 Minuten werden die Bänke dann doch zu unbequem und wir suchen uns eine neue Schlafmöglichkeit. Eine Bambus „Plattform“ neben dem Hafengebäude wird kurzerhand mit den Handtüchern getrocknet und als Bett missbraucht. Kaum hat man sich wieder hingelegt, kommt der Taxifahrer zurück. Er stellt sein Taxi neben uns ab und schläft auf der Rückbank. Eine Stunde später, es ist inzwischen 4h, kommt ein Auto zum Hafen gefahren. Zwei Indonesier steigen aus und fragen uns was wir hier machen. Schlafen lautet die Antwort. Irritiert und leicht lallend fragen die Indonieser uns, ob wir ein Boot mieten möchten. Nein, wir warten jetzt auf den Morgen. Die beiden Betrunkenen erzählen uns, sie kämen von einem Pokerspiel, hätten Unsummen Geld verloren und wollen auf Gili feiern. Wir sollen doch bitte mit ihnen ein Boot teilen. Irgendwann fahren sie unverrichteter Dinge ab. Inzwischen geht auch schon die Sonne auf und die ersten Bewohner Bangsal beginnen ihre Stände am Hafen aufzubauen. An Schlafen ist nicht mehr zu denken. Für mich, denn Carl ist vollkommen unbeeindruckt und schnarcht fröhlich vor sich hin. Immer wieder kommt man auf mich zu und fragt ungläubig, was wir hier tun. Schließlich steht auch Carl auf und wir holen uns an einem der Stände Kaffee. Ein Boot legt an. Was das Boot kosten würde, fragen wir einen der Männer um uns herum. 100.000 Rupiah. Entschieden zu teuer. Später, als der Hafen öffnet, stellt sich heraus, dass es 30.000 gekostet hätte und wir mal wieder abgezockt werden sollten. Penetrant versucht uns jeder Bewohner Bangsals ein Privatboot für 200.000IDR anzudrehen. Genervt ignorieren wir die Versuche. Ein weiteres Boot, mit leeren Kästen beladen, legt am Hafen an. Die Kästen werden entladen und am Ufer warten 20 Riesenpflanzen darauf eingeladen zu werden. Ein letzter Versuch uns Geld zu entreissen wird gestartet. Für 150.000 dürften wir mitfahren. Wir bieten 60.000. 130.000, 100.000, wir bieten weiterhin 60.000. Unser Argument, das Boot lege mit oder ohne uns ab scheint zu ziehen. Man einigt sich auf 70.000 Rupiah. Es ist 7:00, Gili wir kommen.
Eigentlich würde man meinen, auf einer Bootsfahrt von 20 Minuten kann nicht viel schieflaufen, doch kaum abgelegt kommt uns ein Schifferboot entgegen. Auf Kolisionskurs. Wenn Indonesier, in der Regel die Ruhe selbst, anfangen laut zu schreien und um sich zu fuchteln, kann man sich vorstellen, wie knapp die beiden Boote aneinander vorbei sind.
Amrei hatte uns nachts um 4 noch eine Wegbeschreibung zum Homestay geschickt. „Wenn ihr vom Boot kommt links, bis zum fetten Buddha, der auf einem Frosch sitzt und dann da rechts abbiegen“. Bis wir den Buddha wirklich entdecken vermuten wir eine größere Dosis Pilze hinter der SMS, doch die groteske Statue existiert und wir finden das Haus auch schnell. Tür aufgerissen und erstmal Terror geschoben, bis Bettina und Amrei entnervt aufstehen.
Den Tag verbringen wir am Strand, gehen von Fressbude zu Fressbude und essen im Laufe des Tages sicherlich jeder 5 Crepes. Abends ist auf der Partyinsel Gili leider gar nichts los, daher gehen Carl und ich schon um 12 pennen. Den Sonntag verbringen wir auf ähnliche Weise. Man hangelt sich von Chillout Lounge zu Chillout Lounge und genießt das tolle Wetter, schnorchelt mit den Schildkröten und lässt die Seele baumeln.
Für den Montag haben Amrei und ich zwei Tauchgänge gebucht, Carl muss leider aussetzen, ein Schnupfen verhindert den sicheren Tauchgang. Dafür erwischt mich in der Nacht Bruder Durchfall. Nachdem es gegen Morgen besser zu sein scheint, schlucke ich eine Tablette Entrostop und mache mich auf den Weg zum Tauchen. Der wunderschöne Tauchgang am Shark Point, bei dem wir zwar 20 Riesenschildkröten, aber keine Haie sehen, wird durch regelmäßiges Magengrummeln gestört. Amrei beendet zwischenzeitlich, wohl von den Schildkröten irritiert, das Buddy System und entschließt sich, einer anderen Tauchgruppe zu folgen. Irgendwie schaffe ich es aber doch noch, sie „einzufangen“ und so können wir den Tauchgang fortsetzen. Zurück an Board fühle ich, wie sich ein schlimmerer Orkan in meinem Darmtrakt zusammentraut und bete, dass wir es rechtzeitig zurück an Land schaffen. Keine Sekunde zu früh erreiche ich die rettende Schüssel und verbringe die nächsten 10h bei 30° und keiner Klimaanlage auf dem Zimmer. Abends schleppt Tiwuk mich zum Arzt, der mir Wasser + Paracetamol verschreibt. Alles andere hätte ich auch verweigert, wenn man bedenkt, dass seine Diagnosetechnik daraus bestand, mir ein Thermometer unter die Achsel zu schieben und darauf zu warten, dass es piepst. Trotzdem hilft es und so kann ich wenigstens einigermaßen beschwerdefrei Dienstags nach Hause fliegen.
Donnerstag war der große Tag gekommen. Nach der Arbeit ging es für mich direkt mit dem Taxi zu Carl. Direkt heißt im Feierabendverkehr, dass eine Strecke von 5 Minuten in 50 Minuten zurückgelegt wird Wir hatten uns verabredet, mit seinem Roller stadtauswärts zu fahren. MEIN Rollerkauf stand an. Rani (war mit auf Tidung) hatte sich bereit erklärt, die Dolmetscherin zu spielen. So fuhren wir mal wieder zu dritt auf Carls Roller die Fatmawati entlang. Irgendwann fällt uns auf, dass der Tank leer ist. Weit und breit natürlich keine Tankstelle. In Indonesien gibt es aber an jeder zweiten Straßenecke, die mehr oder minder qualitativ hochwertiges Benzin in Wasserflaschen verkaufen. An einem dieser Stände halten wir und Rani kommt mit dem Verkäufer ins Gespräch. Ein Kumpel von ihm repariert Roller und verkauft diese. Ob er uns dahin bringen soll. Na klar! Der Verkäufer, ein altersloser Sundanese, spricht kein Wort Englisch und so darf Rani die gesamte Unterhaltung führen. Er hat 6-7 Roller im Angebot, darunter auch einen Honda Supra von 2004. 5.5 Millionen will er für das gute Ding haben. Wir handeln ihn auf 4.5 runter (trotzdem noch zu teuer, aber ich wars leid zu suchen) und zum Dank bietet er Carl einen Crashkurs sundanesische Tanzkunst an. Auf unsere Versuche, seine Bewegungen zu imitieren, lacht er uns aus und schenkt mir stattdessen noch eine Eierschale von einem Helm. Aus Mangel an Alternativen trete ich mit diesem Helm dann auch die Heimfahrt an (hey besser als nichts), aber Carl gibt mir, nachdem wir Rani abgesetzt haben, seinen Ersatzhelm. Gestern habe ich mir dann auch 2 Sicherheitshelme im Geschäft gekauft
4 Kommentare
malte, ich hasse dich.
ganz fein…
Die Eierschale sieht aus wie wenne malochen gehst “unter Tage”.. Glück auf!
What Malte needed was,… the doctor touch