Diese Woche stand ganz im Zeichen der Pünktlichkeit. Nach einer längeren Suche für eine neue Bleibe, hatte ich mich endlich für ein Gebäude in der Nähe entschieden. Die Miete im unteren Bereich, 17. Stock und komplett möbliert. Das Glück schien perfekt. Tiwuk hatte uns für Dienstagnachmittag angekündigt, damit wir letzte Details mit dem Makler besprechen können und ich evtl. sogar schon den Vertrag unterschreibe. Nachdem die Wohnung aber noch nicht gereinigt war und der Vermieter noch einige Kleidungsstücke in der Wohnung gelassen hatte, ließen wir von diesem Plan ab und verabredeten uns stattdessen für Mittwochmittag. Überraschend war natürlich kein Vermieter anwesend, man vertröstete uns auf 17h. Nach der Arbeit warteten wir bis 18:30 am Gebäudekomplex, dann die Ernüchterung. Der Vermieter möchte mich kennenlernen, habe keine Zeit gehab t, sein Eigentum abzuholen und überhaupt solle man nicht so rumstressen. In die Wohnung dürfe ich trotzdem komplett gepackter Koffer auch noch nicht, ich könne ja stehlen. Nach einiger Diskussion erklärte sich der Makler wenigstens bereit, mir für die Nacht eine andere Wohnung zu stellen, damit ich wenigstens meine Sachen unterstellen könne. Der Vermieter kündigte sich für Donnerstags um 12h an und mir passte das auch ganz gut, denn mein Internetprovider hatte mir den Zeitraum 12-14h für die Anschlusslegung gegeben. Donnerstags um 12 war natürlich kein Vermieter da, der kam nämlich schon um 11, war aber so gnädig, mich schon in die Wohnung zu lassen auch ohne gültigen Mietvertrag. Die Pflaume von Makler vergaß glücklicherweise die Hälfte der in der Wohnung befindlichen Gegenstände zu katalogisieren, wenn jemand ein chinesisches Teeservice benötigt, bitte melden. Die Wohnung war natürlich nur mangelhaft geputzt, aber der Makler schickte noch eine Reinigungskraft herbei, der ich dann aber natürlich jede einzelne Stelle zeigen musste, die noch zu putzen sei. Irgendwann hatte ich dann endlich die Hausschlüssel und die Zugangskarte zum Aufzug, war alleine in meiner neuen Wohnung und konnte endlich auspacken. Als um kurz nach 14h noch kein Techniker vorbeigekommen war, bat ich Tiwuk, mal beim Internetprovider anzurufen. Man rufe sofort zurück. 20 Minuten ohne Rückruf später war es dann Tiwuk, die erneut anrief. Es gäbe einen akuten Mangel an Technikern, man möge bitte verstehen, es sei morgen Feiertag und das sei ganz plötzlich und unvorhersehbar passiert. Montagmittag komme man sicher. Tat man dann auch, aber natürlich mit knapp 2.5h Verspätung. Hatte ich wenigstens eine gemütliche Mittagspause
Nach dem Internetreinfall ging es wenigstens in den Wochenendurlaub. Während Deutschland Weihnachten bei -15° und knapp 30cm Schnee verbringen durfte, standen für mich 30 Grad und Regenzeit auf dem Programm. Tiwuk hatte Pelabuhan Ratu vorgeschlagen, ein Ort südlich von Jakarta an der Küste Javas. Da ich keine Lust auf Australiens Ballermann Bali hatte, fand ich das keine schlechte Idee.
Die Hinreise allein war Abenteuer pur. Tiwuks dreijährige Abwesenheit vom Steuer, gepaart mit Jakarta Verkehr, versprach beste Unterhaltung. In Kombination von Dschungelstraßen und absoluter Dunkelheit bei einem Fahrer mit Nachtsehschwäche bedeutet es pures Adrenalin. Nach knapp 5 Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel, dass fast nur von Expats besucht wird, denn:
Pelabuhan Ratu wird von der Königin der Südsee beherrscht, einem heimtückischen Geist, der jeden Reisenden, der Grün trägt, ins Meer zieht. Ja ne, ist klar. Obwohl ich Tiwuk relativ schnell meine Abneigung gegenüber Geistergeschichten klargemacht hatte, versuchte sie standhaft, mich doch zu überzeugen. Denn, so erklärte sie mir, ungläubige Bules seien ein leichtes und bevorzugtes Opfer der gemeinen Königin. Als wir in einem Hotel den Schrein in Zimmer 308 besuchten, der wirklich alles hatte, was man zur Gotteslästerung benötigt, verbot sie mir, innerhalb des Zimmers irgendetwas zu sagen, was die Königin erzürnen könne. Als sie mir von ihrer Gänsehaut im Zimmer erzählte und ich meinte, dass ich merkwürdigerweise nichts gespürt habe, verwies sie mich auf meinen fehlenden sechsten Sinn. Nur mit diesem sei man in der Lage, die Anwesenheit von Geistern zu spüren. Es folgte ein Monolog über die Existenz von Geistern, die Koexistenz von Islam und Geistern und natürlich der US TV Show Ghost Hunters, die an sich bereits die Existenz von Übernatürlichem beweist. Unerfindlicher Weise verspürte sie nicht den Drang, über meine Geisterwitze zu lachen und auch meine regelmäßigen Sichtungen der Königin auf dem Wasser konnte sie keinen Glauben schenken
Heilig Abend verbrachten wir am Pool und bei der Massage, gekrönt von einem leckeren Mie Goreng als Abendessen und anschließendem Vodka Orange, so dass wir wenigstens traditionell betrunken ins Bett fallen konnten. Am Weihnachtstag änderte sich nicht allzu viel. Wir machten einen Ausstecher zum lokalen Fischmarkt, besuchten eine Fledermaushöhle (die natürlich unzugänglich war) und Tiwuk bestellte sich nachmittags eine wohlverdiente Pediküre ab. Da mir die Massage am Vortag weit mehr Schmerzen als Vergnügen bereitet hatte, schloss ich mich ihr an. Sicher eine coole Erfahrung, nur die Kombination von Einschlafen und Tiwuk gibt Anweisungen sollte ich in Zukunft lieber sein lassen, oder ich laufe auch die nächsten Jahre mit glänzend lackierten Fußnägeln durch die Gegend. O-Ton Tiwuk (auf Deutsch!) „Sieht gut aus. So richtig schön schwul“
Zurück in Jakarta haben wir uns mit Amrei und ihrer Familie getroffen. Nach einem Besuch in einer Rooftop Bar brachte Tiwuk erst mich und dann Amrei mit Familie nach Hause. Tiwuk, muss man wissen, hat die Eigenschaft, einen anzuschauen, wenn sie während der Fahrt mit dir spricht. Was im menschenleeren Dschungel zu Haarsträuben aber auf Grund der Einöde nicht zu größeren Verletzungen führt, resultiert in Jakarta in einem Frontalzusammenstoß mit Bordsteinkanten. Leider war ich nicht mehr Zeuge dieser großartigen Aktion, gerne wäre ich jedoch dabei gewesen, wie jeder außer Tiwuk die “Katastrophe” kommen sieht und sie anschließend weiterfährt, als wäre nichts gewesen
Rollerfahren macht grad auch richtig Spaß. Durch die Feiertage hier (ja die gibt es ^^) sind viele Jakarter in den Urlaub gefahren und die Straßen außerhalb des Zentrums sind wie leergefegt. Da es weiterhin keinerlei Verkehrsregeln gibt, kann man also fahren wie man will. Großartig. Gestern war AFF Cup Finale Indonesien – Malaysia im Stadion gegenüber von meiner Arbeit. Auf Grund eines leichten Hasses auf die jeweils anderen Seite gab es ein massiven Militäraufgebot (und damit verbunden DEN Superstau), was bei meiner Heimfahrt gegen 23h aber glücklicherweise zur Folge hatte, dass ich von 4 riesigen Panzerwagen begleitet wurde. Während alle Autos Platz machen mussten, durfte ich die Soldaten “begleiten” und hatte so freie Fahrt durch Jakarta Ich muss mir dringend eine Helmkamera besorgen, für solche Aktionen und eigentlich muss ich euch auch mal eine Fahrt auf Jakartas Straßen zeigen
Momentan beschäftige ich mich auf Grund leichtem Arbeitsmangel im Büro wieder ausgiebiger mit den Studien der Bahasa Indonesia. Geht auch wirklich gut voran, nur die Leute zu verstehen ist ein echtes Problem. Die meisten Leute sprechen auf Grund von Schüchternheit/Angst nicht direkt mit einem sondern schauen weg und Nuscheln in eine Richtung, so dass höchstens ein Drittel wirklich bei mir ankommt. Lesen klappt einigermaßen, auch wenn natürlich noch viele Worte fehlen. Da ich in der neuen Wohnung Kabelfernsehen habe und HBO hier mit indonesischem Untertitel läuft, kann ich da ja vielleicht das ein oder andere Wort aufschnappen
Fürs Neujahr wissen wir noch nicht genau, wo es hingehen soll, wir bleiben aber auf jeden Fall in Jakarta. Die ein oder andere Party wird schon stattfinden Am ersten Januarwochenende geht es voraussichtlich nach Makassar und danach das Wochenende nochmal nach Lombok, diesmal aber auf die Südseite der Insel.
Ein Kommentar
Hahahaha, Tiwuk, du bist die Beste!!!
Einen guten Rutsch!!!