Das nächste Reiseziel auf meiner Liste: Kuta Lombok. Eigentlich heisst der Ort natürlich nur Kuta, doch um Verwechslungen mit DEM Touriort Balis zu vermeiden nennt eigentlich jeder die Insel mit dazu. Lombok selber stand vor ein paar Wochen bereits auf dem Programm, als wir die Gilis besucht haben. Um ein wenig mehr der Insel gesehen zu haben, entschieden wir uns aber, Mataram (hier liegt der Flughafen) einen zweiten Besuch abzustatten. Kuta liegt im Süden von Lombok ca 2h Fahrt von Mataram entfernt direkt an der Küste und bietet neben diversen Stränden und Tauchgelegenheiten auch perfekte Surfbedingungen, was den Ort bei Australiern zum Geheimtipp gemacht hat.
Aber erst einmal zum Flughafen gelangen. Jakartas größte Plage, majet (Stau), hatte die Stadt mal wieder heimgesucht. Amrei und ich fanden trotzdem schnell ein Taxi, nur um 2 Minuten später festzustellen, dass der Weg in die Schnellspur von einen Polizisten abgesperrt war. Dazu muss man wissen, dass die Sudirman, eine der Hauptstraßen Jakartas, aus vier (wenig Verkehr) bis acht (jeder fährt wie er will) Spuren je Richtung besteht. Die vier offiziellen Spuren werden allerdings in der Mitte von einem Grünstreifen getrennt. Auf den inneren zwei Spuren dürfen nur Autos und Busse fahren und niemand anhalten. Dem entsprechend geht es hier “schnell”, während auf den äußeren beiden Spuren Chaos und Anarchie herrschen. Privatbusse halten, wo sie wollen, um Fahrgäste auf oder abzulassen, Roller quetschen sich durch jede Lücke und irgendwo zwischen drin stecken auch noch Autos und Taxis. Wir durften also nicht auf die innere Spur und entschieden uns das Taxi sofort zu verlassen und liefen an der Schnellspur entlang in der Hoffnung irgendeinen Kranken Taxifahrer zum Anhalten zu bewegen. Nach ein paar Minuten hielt ein Bluebird an, der Fahrer riss die Türen auf und brüllte cepat cepat, schnell schnell. Das war auch die Devise seines anschließenden Fahrstils. Eigentlich eine gute Sache, nur leider war der gute Kerl so sehr in seinem Element, dass er wenig später die Auffahrt zur Flughafenstraße (kostet Geld) verpasste und wir dadurch mitten im schönsten Verkehr steckten. Blut und Wasser schwitzend erreichten wir viel später als geplant aber immer noch rechtzeitig den Flughafen.
Dort stellten wie dann fest, dass unser Flieger 45 Minuten Verspätung haben wird und wir verbrachten die Wartezeit im flughafeneigenen Spa mit einer Reflexi Fußmassage. Als wir dann boardeten sahen wir unsere Plätze: 1A und 1B. Cool. Viel Beinfreiheit. Denkste! Die Sitze existierten gar nicht. Wir durften warten bis jeder Fluggast seinen Platz eingenommen hatte und wurden dann in die letzte Reihe gesetzt. Ohne Beinfreiheit, ohne verstellbare Rückenlehne durfte ich den turbulenzreichsten Flug meines Lebens mitmachen. Total gerädert endlich in Mataram gelandet wurden wir dafür von einem glänzend gelaunten Taxifahrer erwartet und fuhren nach Kuta. Dort fanden wir auch schnell unser Homestay, die Nacht durften wir dank des ersten von vielen zu kommenden Stromausfällen bei 35 Grad in stickiger Hitze verbringen.
Am nächsten Morgen bei der Frühstücksbestellung die nächste Überraschung. Vollkommen unerwartet für die Küche bestellten wir zwei der drei Gerichte auf der Karte, die dann auch beide nicht vorrätig waren. Also mit australischen Sandwiches zufrieden geben und endlich einenRoller mieten. 50.000IDR, knapp 4€, kostet das Gefährt am Tag, Helme gab es natürlich keine. Der erste Ausflug zum lokalen Tauchshop brachte Ernüchterung. Der starke Wind mache jedes Tauchen unmöglich. Wir sollten in einer Woche wiederkommen. Amrei freute sich, konnte sie ob Erkältung eh nicht tauchen. Also auf zum Strand. Die Warnung “Straße in schlechtem Zustand” nahm man zur Kenntnis, bis wir sie letztendlich sehen konnten. Eine Kraterlandschaft, zerbombt von einem anderen Stern, offenbarte sich uns. Todesmutig wagten wir uns auf die Bergstraße. Unterwegs stellten wir dann auch diverse Fehlfunktionen am gemieteten Roller fest. So schien der Auspuff regelmäßig zu explodieren und der Motor entschied sich alle Nas lang keine Lust mehr zu haben und sich selber auszuschalten.
Doch: Der Strand entschädigte für die Strapazen. Wunderschöner Korallensand, tolles Wasser und kleine Bungalows zum entspannen und Sonnenschutz. Nachdem wir in einem der Bungalows Platz genommen und eingeschlafen waren, zog ein kleines Unwetter auf. Die lokalen Handler verkauften uns, trotz zäher Verhandlungen, zwei total überteuerte Sarungs, Stofftücher, die aber defintiv wenn nicht unser Leben, dann zumindest die Gesundheit retteten. Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg zurück nach Kuta. Essen fassen war angesagt. Leider mussten wir der Straße noch Bluttribut zollen. Bei 3kmh und abschüssigem Weg ging mal wieder der Motor aus, ich betätige die Vorderbremse, um den Motor starten zu können (Automatik), und dabei rutscht ein Stein im Schlagloch vor mir unterm Reifen weg und wir legen uns fein auf die Strasse. Amrei tat das richtige und benutzte mich als Airbag. Passiert ist uns zum Glück nichts, wenn man von meinen Füssen einmal absieht. Zurück in Kuta ging es dann ins lokale Krankenhaus, gemeinhin auch Schlachthaus genannt. Hätte die Metzgerin auch nur eine Operation mehr als Jod über meinen Fuss schütten vornehmen wollen, ich wäre 1000 Tode gestorben. Eigentlich bin ich das auch so. Am Homestay wurde vom Rollerverleih erstmal der Scooter in Augenschein genommen, doch bis auf ein wenig Dreck war nichts passiert.
Da wir wenig Lust verspürten erneut den Berg hinauf zu fahren ging es nach dem Mittag in die entgegengesetzte Richtung der Straße. Hier war der Weg weit besser ausgebaut, ging es doch zum einzigen Resort der Gegend, dem Novotel. Eigentlich wollten wir uns das Gelände nur kurz von außen anschauen, doch als uns der Pförtner freundlich hereinbat und auch am Strand niemand Anstalten machte, uns zu kontrollieren, genossen wir den Strandtag auf dem Resortgelände.
Abends ging es erst was Essen in ein Restaurant, das passend zur Karte von uns ins Restaurant Habis (ausverkauft) umbenannt wurde, anschließend dann in eine Bar mit Liveband, wo wir die Dorfjugend und die katastrophale Kombination von Indonesiern und Alkohol beobachten konnten.
Am nächsten Morgen ging es in ein benachbartes Dorf. Dort sollten traditionelle Kassak-Häuser auf uns warten. Bis auf eine komplette Touristenfalle war dort aber nicht viel zu holen. Absolutes Highlight: Hier sehen sie unsere Zementfabrik und der Guide zeigt allen ernstes auf den Kuhstall.
Also versuchten wir es erneut beim Novotel, doch diesmal schien man Lunte gerochen zu haben und man verwies uns nach kurzer Zeit des Geländes. Also die weiteren Strände entlang der Bucht abgeklappert. Wahnsinn. Einer schöner als der andere. Menschenleer. Kein Vergleich zu den Badehöllen Balis.
Abends ging es dann per gemieteten Fahrer zurück nach Mataram. Doch auf halbem Weg hielt der Fahrer nach einem Telefonat an und reichte mir den Hörer. Wir sollten sofort nach Kuta zurück. Der “schwere Unfall” mit dem Roller habe massive Schäden hinterlassen und wir sollten die Kosten tragen. Nix da. Nach zwanzig minütiger Diskussion ging es dann auch weiter. Sicherheitshalber auf Amreis iPhone Google Maps gestartet und den Weg rausgesucht. Zum Glück, wie sich rausstellte, denn wie durch ein Wunder wollte der Fahrer falsch abbiegen, doch unser lautes Geschrei hielt in davon ab. In Mataram schien sich der gute Mann nicht auszukennen, also lotste ich ihn mit Hilfe von Google Maps Richtung Homestay. Leider kannte Google Maps den Weg genauso wenig und führte uns direkt in eine Einbahnstraße. Direkt gegenüber der Polizeistation. Das gefundene Fressen ließen sich die Dorfpolizisten natürlich nicht entgehen und man war sofort zur Stelle. Vom Fahrer vorher für mein Bahasa belächelt wurde es plötzlich zu seinem besten Freund. Er zeterte und tobte, schrie die Straße zusammen und mit jedem Mal wurde die Story abenteuerlicher. Wie wir ihn gezwungen hätten in die Straße zu fahren. Dass wir verrückt seien. Und ich würde ja perfekt Bahasa sprechen und solle die Situation sofort klären. Der Polizist genoss das Theater und lud uns erstmal auf die Station ein. Der Fahrer wollte Amrei daraufhin im Auto einschließen, damit wir uns ja nicht aus dem Staub machen können. Auf der Polizeistation wechselten nach weiterem Geschrei schnell 100.000 IDR die Seiten und ich hatte mein erstes Schmiergeld bezahlt. Der Polizist bot sich uns noch als Ojek Fahrer an, doch wir gingen die letzten 100m zum Homestay lieber zu Fuß.
Ein Kommentar
gut geschrieben