Komodo / Bali

Die Sumatra Geschichte war noch nicht richtig gesackt und Sarah kaum erholt, da rief uns die Ferne erneut. Feuerspeiende Drachen in Komodo warteten auf ihr letztes Gericht. Wir landeten Dienstagabend in Denpasar, Bali. Dort wollte uns erst mal ein Privatmann in seinem Auto als Taxi mitnehmen, doch Hab und Gut war uns lieb und teuer und so nahmen wir dann doch eins der minimal teureren Taxis. Die Fahrt durch Kuta zeigte einmal mehr das genial durchdachte Verkehrssystem Indonesiens. Für kaum 300m brauchte man geschlagene 15 Minuten, aber wenn die Fahrt eh schon bezahlt ist, bleibt man gerne sitzen. Uns verschlug es in Poppies Gang II, einer der beiden berühmt berüchtigten Backpacker Straßen Kutas. Ohne uns vorher groß um ein Hostel gekümmert zu haben (man kann meist eh nicht buchen), fanden wir innerhalb weniger Minuten ein nettes, einigermaßen ruhiges und vor allem billiges Quartier. Es dauerte dann auch nur wenige Minuten, um festzustellen, was hier so abgeht. Dem Deutschen Mallorca, den Briten Ibiza, ist dem Australier Bali und vor allem Kuta. Der Devise, man dürfe überall in Indonesien Bintang Shirts tragen, außer auf Bali, sollte man wirklich Beachtung schenken, zeigt sich doch schnell, warum der Australier in ganz Südostasien ein ungern gesehener Gast ist. Doch Kuta ist mehr. Hier gibt es wirklich alles. Surfshops wohin das Auge schaut, Essen aller Herren Länder und Dinge de niemand braucht, aber Touristen unbedingt mit nach Hause bringen müssen. Nur authentisches Indonesien, das findet man in dieser Touristenhölle so wenig wie Karneval in Düsseldorf.

So war ich dann auch nicht traurig, Kuta schon früh am Morgen wieder verlassen zu müssen. Agus von Reiseveranstalter holte uns ab und brachte uns zum Flughafen. Mit einer kleinen, lokalen Fluggesellschaft ging es nach Labuan Bajo, Flores, dem Eingangstor für das Tauchmekka und Nationalpark Komodo. Der Guide für die nächsten Tage stellte sich mit Silvester vor und brachte uns, nachdem wir uns mit genug Coca Cola eingedeckt hatten, auf unser Boot. Eine wahre Schönheit von knapp 15m Länge und 5m Breite erwartete uns. Im vorderen Bereich war der überdachte Essensbereich, über eine kleine Leiter kam man in den ebenfalls außenliegenden und überdachten Schlafbereich. Dieser bestand zwar nur aus zwei Matratzen, aber das Schiff bot insgesamt weit mehr Komfort, als ich es erwartet hatte.

Sarah, sie nannte sich zu dem Zeitpunkt selber passenderweise nur noch Pechmarie, litt natürlich innerhalb weniger Minuten an Seekrankheit. Die Überfahrt zu unserem ersten Zwischenstopp dauerte knapp zwei Stunden. Der Komodonationalpark umfasst neben der namensgebenden Insel Komodo noch die näher an Labuan Bajo liegende Insel Rinca und noch eine weitere, auf denen ebenfalls Warane wüten. Wir gingen bei strahlendem Sonnenschein und mehr als dreißig Grad in Rinca von Board und meldeten uns im lokalen Büro an. Es wurde uns ein Guide zugewiesen, der sich, mit einem langen Stock gegen die Warane “bewaffnet”, mit uns auf die Wanderung machte. Direkt nach wenigen Metern kamen wir an der Küche des Dorfes vorbei und trafen auf knapp 10 Komodowarane, die unter den auf Stelzen gebauten Häusern lungerten. Wir schienen die Tiere nicht weiter zu interessieren und man konnte langsam verstehen, warum ein Stock zur Abwehr der Tiere ausreichend sein könnte. Auf unserem Weg trafen wir leider nur auf einen weiteren Waran, der träge auf einem Felsblock hing und sich sonnte. Dafür war die Landschaft Rincas umso schöner. Leider kaum auf Fotos zu fassen, boten sich unendliche, grüne Hänge und weite Felder, komplett unberührt und bewohnt nur von Echsen, Affen und Büffeln. Unglaublich auch die Menge an Schweiß, die ein Mann auf so wenigen Metern Weg verlieren kann. Schon nach knapp fünf Minuten bot unser Guide an, die Route zu verkürzen, so elendig muss ich ausgesehen haben. Tapfer und mit drei Litern Wasser ausgestattet wagten wir natürlich trotzdem die “große” Strecke, die sich als gerade einmal knapp 5km lang entpuppte. Insgesamt waren wir zwei Stunden unterwegs bevor wir wieder am Boot ankamen.

Hier bot uns Silvester einen kleinen Schnorchelgang an. Wir stimmten natürlich freudig zu, doch Sarahs böses Erwachen kam bald. Anstatt irgendwo vor Ufer zu gehen, machten wir auf “hoher See” halt und man konnte an der Stelle, an der wir ins Wasser mussten, weder Grund noch Fisch sehen. So beschränkte sich unser Schnorcheln an diesem Tag auf wenige Minuten (ich) bzw. wenige Sekunden (Sarah). Viele böse Blicke später redete Sarah dann auch wieder mit mir :) Auch wenn sie nicht lange im Wasser war, beeindruckt mich Sarahs Entschlossenheit, es doch einmal zu versuchen und sich ihrer Angst zu stellen, immer noch.

Im Anschluss an das Schnorcheln legte unsere Crew das Boot vor Anker. Als ich dann mal nachfragte, auf welcher Seite die berühmten Flughunde an uns vorüberziehen würden, offenbarte Silvester, dass wir dazu keine Zeit mehr hätten, es sei zu weit nach Komodo. Eine hitzige Diskussion später fand sich dann doch plötzlich ein Mangrovenwald in der Nähe, von wo aus sich hunderttausende Flughunde bei Sonnenuntergang auf den Weg machen, Nahrung zu finden. Kaum zu glauben, dass wir dieses Spektakel beinahe verpasst hätten.

Die Nacht auf dem Boot verlief ruhig, zumindest bis um fünf Uhr in der Früh die Crew versuchte, den Motor anzulassen, neben dem wir zu liegen schienen. Der Wettergott hatte auch an diesem Tag ein Nachsehen mit uns und schenkte uns einen weiteren Tag Kaiserwetter. Auf Komodo verdoppelte sich dann auch noch die Anzahl in “freier” Wildbahn gesehener Warane und unser Glück war perfekt. Auch heute ging es wieder zum Schnorcheln, diesmal am Pink Beach, wo wir am Vorabend eigentlich die Flughunde hätten beobachten sollen. Hier war das Wasser auch endlich einigermaßen flach und man konnte den Boden sehen. Es zeigte sich dann auch, warum der Nationalpark bei Tauchern so beliebt ist. Eine wahnsinnige Artenvielfalt und wunderschöne, lebendige Korallenriffe machten das Schnorcheln zum Genuss. Einzig das gefühlt knapp 20 Grad kalte Wasser ließ uns frösteln. Auf dem Fahrt zurück nach Labuan Bajo ließen Sarah und ich uns von der Sonne brutzeln. Leider war auch diesmal die Kommunikation mit dem Guide nur mittelprächtig, erreichten wir den Hafen doch um 14h und in einer verdreckten und heruntergekommenen Stadt wie Labuan Bajo lässt sich der Tag nicht wirklich gut verbringen. Also trödelten wir kurz durch die Stadt, bevor es uns zu blöd wurde und wir wieder aufs Hotel Zimmer gingen.

Am nächsten Morgen wurden wir von Silvester um 8:30h abgeholt und es ging mit dem Auto zum nahe gelegenen Markt. Bei den Hygienebedingungen dort ist es kein Wunder, dass man in Indonesien alle paar Wochen Magenprobleme bekommt… Im Anschluss ging es direkt zu einer Tropfsteinhöhle. Von Alena vor den Spinnen vorgewarnt, weigerte sich Sarah mit in die Höhle zu kommen und so durfte ich die Führung alleine genießen. Ein schmaler, teilweise nur knapp 80cm hoher Gang ist der einzige Zugang zur Höhle. Glücklicherweise durfte ich eine der Spinnen entdecken. Leicht panisch wies mich der Guide bei meinen Fotoversuchen an, von der Spinne Abstand zu halten, sie sei doch giftig. Es blieb leider bei diesem einzigen Exemplar und nach knapp 15 Minuten und einer versteinerten Schildkröte an der Decke später ging es zurück zum Auto und sofort weiter zum Flughafen.

Auf Bali stand Ubud auf dem Programm. Tiwuk hatte uns hier ein Homestay empfohlen und so brachten wir hier erst unsere Sachen unter und machten uns dann auf, die Sehenswürdigkeiten Ubuds zu erkunden. Als erstes Stand der aus „Eat, Pray, Love“ bekannte traditionelle Markt auf der Agenda. Was daran traditionell sein sollte, blieb mir bei den Massen an Touri Fängern zwar verschlossen und so zogen wir souvenirfrei weiter. Direkt neben dem Markt besuchten wir den Tempel der Königsfamilie und dann ging es zurück die Forest Monkey Road entlang zum Namen gebenden Tempel. Direkt am Eingang begrüsste uns auch die erste Gruppe an Affen und forderte mit lautem Geschrei nach Bananen. Glücklicherweise hatten Sarah und ich keine gekauft und so ließen sie schnell von uns ab und stürmten auf die nächste Gruppen Touristen los. Die Tempelanlage ist durchzogen von verschlungenen kleinen Wegen, die einen immer wieder zu kleinen Statuen oder Minitempeln bringt. Nachdem ein kleiner Regenschauer, vor dem wir uns unter einem Vordach schützten, den Tempel von Touristen leergespült hatte, wollten wir eigentlich schon gehen, als uns ein Weg auffiel, den wir vorher noch nicht gesehen hatten. Hier ging es durch einen riesigen Baum hindurch zu einer wahren Dschungeloase. Die Verlockung war einfach zu groß und ich musste an den Lianen einfach Tarzan spielen.

Zurück im Homestay wollte sich Sarah im Bad nur frisch machen, als ich plötzlich einen lauten Schrei hörte. In Labuan Bajo von den Spinnen verschont geblieben, musste sie jetzt „Opfer“ einer Riesenspinne unter dem Waschbecken werden. Da im Zimmer kein Insektenspray hatten, ging ich zur Rezeption und fragte danach. Die beiden Homestay-Mitarbeiter bewaffneten sich mit einem Besen und wir machten uns auf die Jagd. Anfangs waren die Beiden noch recht entspannt, doch als sie die Spinne sahen, machte sich bei ihnen Anspannung breit. Während sich Sarah irgendwo draussen verschanzt hatte, schlug der Portier mit dem Besen nach der Spinne. Diese fiel zwar vom Waschbecken, war ansonsten aber eher unbeeindruckt und machte sich auf den Weg uns zu begrüssen, bevor sie der Besen erneut traf und seitlich gegen die Badewanne schleuderte. Die Prozedur wiederholte sich knapp fünfzehn Mal, doch knapp bevor sie uns erreicht hatte, brach sie zusammen. Auch wenn die tödliche Gefahr nun gebannt war, wollte Sarah auf Nummer sicher gehen und wir machten uns auf die Suche nach Insektenspray. Bevor wir jedoch zurückkehren konnten, musste sich Sarah mit größeren Mengen Alkohol in einer Bar beruhigen.

Als nächstes Stand die Südküste von Bali auf dem Programm. Hier erstreckt sich ein Strand neben dem anderen und wir hofften auf zwei schöne Strandtage. Doch schon der Weg ließ böses erahnen. Regen und Wind begleiteten uns auf der gesamten Strecke. In Padang-Padang angekommen, fanden wir schnell ein Homestay direkt am Meer. In weiser Voraussicht entschieden wir uns für ein Premium-Zimmer, in dem man auch einen ganzen Tag verbringen kann. Es hing wörtlich knapp 10m über dem Meer, die Wellen peitschten gegen die darunterliegenden Felsen und der Regen prasselte unerlässlich gegen die Scheiben. Da uns das Hundewetter nicht zum Aufbruch ermunterte blieben wir den ganzen Tag auf dem Zimmer und genossen es, einfach mal ganz entspannt zum Lesen zu kommen.

Der nächste Tag versprach zwar besseres Wetter, trotzdem war uns nicht mehr nach Padang-Padang und so ging es schon früh zurück nach Kuta. Wir checkten wieder im Homestay der ersten Nacht ein. Der Roller war schnell gemietet und nach einer kurzen Erkundungsfahrt ging es an den Strand. Hier suchten wir uns zwei Liegestühle mit Schirm (natürlich mussten wir erst elendig lange für einen guten Preis verhandeln), und verbrachten die nächsten zwei Stunden damit uns nicht von Strandverkäufern alle 30s aus der Ruhe bringen zu lassen. Irgendwann hatten wir einfach zu viel und wir gingen shoppen. Sarah organisierte sich Souvenirs, während ich meine Halsbrecher-Profillos-Flip-Flops wegschmiss und mir ein neues Paar zulegte. So vertrödelten wir auf den Straßen Kutas unseren letzten Tag Bali und flogen Montags in der Früh zurück nach Jakarta.

3 Kommentare

  1. Imax
    Posted 21. Februar 2011 at 08:10 | Permalink

    prima!

  2. Bmax
    Posted 21. Februar 2011 at 08:13 | Permalink

    Über Tourihöllen lästern, die guten Bintang-Shirts verteufeln und dann eine T-Shirt mit der Aufschrift “Indonesia – Heart & Soul” tragen…

  3. Alena
    Posted 21. Februar 2011 at 08:19 | Permalink

    Und wie froh ich bin, dass ich dem Guide in der Höhle verboten habe uns die Spinnen zu zeigen! Ist ja einfach nur ekelhaft!!!
    Super schöne Bilder sonst mal wieder!!