Sarah war gerade erst, Donnerstag Abends, in den Flieger gestiegen, da saß ich selber schon im Flieger. Tiwuks (verfrühtes) Geburtstagsgeschenk bestand aus einem Wochenende Singapur. Aber Tiwuk wäre nicht Tiwuk hätte sie nicht etwas besonderes aus dem Hut gezaubert. Es ging ins Marina Bay Sands, seineszeichens fünf Sterne Hotel mit integrierter Mall, eigenem Casino und einem Pool in luftiger Höhe auf dem Dach.
Das erste Highlight der Reise war erstaunlicher Weise jedoch nicht das Hotel oder gar die Skyline. Heimlicher Star Singapurs ist Changi, der internationale Flughafen. Jahr um Jahr greift er Preise ab und das auch vollkommen zu recht. Eigentlich müsste man seinen ersten Tag komplett im Flughafen verbringen, Möglichkeiten zur Gedankenzerstreuung gibt es jedenfalls zu Hauf.
Die Ankunft in Singapur öffnet einem gleichzeitig aber auch die Augen. Hatte ich mich nach fast vier Monaten schon komplett an die Bedingungen in Jakarta gewöhnt, kam hier der Schlag ins Gesucht. Zivilisation. Dich kenn ich doch, lange nicht gesehen. Saubere Strassen, kein Verkehr, funktionierende Abfertigungssysteme. Wie in einer alten, langvergessenen Welt fuhren wir mit dem Taxi zum Hotel, während ich mit offenem Mund am Fenster saß und mich fragte, wie es Jakarta geschafft hat, soweit, man muss es einfach sagen, zu verkommen. An dieser Stelle sei noch einmal betont, wie grossartig ich Jakarta finde, aber ein, zwei, vielleicht auch zwanzig Dinge könnte man sich beim Nachbarn abschauen.
Beim Einchecken im Hotel (Wahnsinnslobby!) ließ ich Tiwuk natürlich erst alleine, Fotos mussten geschossen werden. Mein einziger Beitrag zum Einchecken war die doofe Frage, ob es ein Geburtstagsspecial gäbe. Gab es. Größeres Zimmer, mehr Luxus. Warum auch nicht? Das Zimmer ließ dann auch wenig Grund zur Beanstandung und meine erste Amtshandlung nach den obligatorischen Fotos bestand aus der Konfiszierung sämtlicher kostenlos erhältlichen Krimskrams im Badezimmer. Es stehen schliesslich diverse Reisen an, auf denen so kleine Probierpakete von großem Nutzen sein können.
Unser Abendessen nahmen wir in der angeschlossenen Mall zu uns. Der Versuch, ins Casino zu kommen, scheiterte leider am Mangel eines Reisepasses meinerseits. (ich war natürlich NICHT zu jung, aber man muss zeigen, dass man keine Arbeitserlaubnis hat, sonst kostet es richtig Geld!). Der Pass lag natürlich sicher auf meinem Hotelbett. Also doch schon in die Bar. Schnell umgezogen, Reisepass eingesteckt und ab in den 57. Stock. Auf dem Dach, direkt neben dem Pool ist die Skybar des Marina Bay Sands. Ein Atemberaubender Blick über die Skyline Singapurs offenbart sich einem, während man sich durch die Menschen schlängelt, um einen Platz an der “Reling” zu ergattern. Nachdem wir genug getrunken hatten, starteten wir Versuch Nummer 2 im Projekt Casino. Diesmal wurde uns zwar sofort Eintritt gewährt, jedoch stellte uns die Spielauswahl vor massive Probleme. Keiner der Spielautomaten machte den Eindruck, einem einfachen System zu folgen, also setzten wir uns an den Kameraden mit dem höchsten Jackpot. Ersten, kleineren Gewinnen folgte, für mich vollkommen überraschend und unerklärlich, der Totalabsturz. Verarmt ging es ins Bett.
Der nächste Morgen begann grandios mit einem wunderbaren Frühstücksbüffet. Als nächstes mussten wir natürlich den Pool ausprobieren. In voller Bademontur ging es mit den Lift wieder in den 57. Stock. Die Poolanlage wurde als Infinity Pool gebaut, man bekommt das Gefühl, der Pool würde nie zu Ende gehen. Einfach nur grossartig. Hinter dem eigentlichen Becken liegt in einer ähnlichen Konstruktion ein Whirlpool. Da nur hier das Wasser angenehm warm war, hab ich mich hier eine halbe Stunde hingechillt, bevor uns zurück aufs Zimmer bewegten.
Anschliessend ging es mit dem unterirdischen MRT System (hello Jakarta!) auf den Weg zu den ersten Sehenswürdigkeiten. Chinatown und Little India wurden abgeklappert (Geruchsachterbahn inklusive) und wir aßen in einem vegetarischen, indischen Restaurant zu Mittag. Das Essen war zwar lecker, aber die Vorstellung, es täglich essen zu müssen, lassen meine Indienpläne doch eher in der Schublade versinken.
Die Orchard Road entlang geshoppt, traf ich eine Entscheidung: Einmal in der Zivilisation, da muss ein Haarschnitt her. Wir fanden einen vertrauenswürdigen Frisörsalon in den Arkaden unseres Hotels. Während Tiwuk sich die ganze Zeit darüber lustig machte, ich werde sicher Aussehen wie ein K-Pop, organisierte ich mir das WLAN Passwort. Wofür gibt es denn FaceTime, wenn man es nie nutzt. So durfte Sarah Anweisungen geben, während mich die Frisöse verdutzt fragte, was mich das denn kosten würde. Für die Unterhaltung im Salon war also gesorgt, jetzt musste nur noch der Schnitt passen. Zum Glück wusste die Dame, was sie tut, und meine Drohung, den Kurzhaarschnitt spontan wieder einzuführen, verpuffte ungehört.
Frisch frisiert waren Tiwuk und ich jetzt bereit zum Feiern! Es ging in die Clarke Quays, einem modernisierten Vergnügungsviertel, wo sich Bar an Restaurant an Bar schmiegt und wirklich jede Coleur, ob Punk, ob Poloträger etwas für sich finden kann. Als Geburtstagsessen hatte ich mir Pizza ausgesucht und so suchten wir uns einen netten Italiener direkt am Pier. Unschlüssig, ob wir direkt in einem Club fahren sollten oder lieber hier durchstarten, schlenderten wir durch die Gassen, bis wir auf eine gemütliche Shisha Bar stießen. Meinen Geburtstag verplapperten wir zwar, dafür bin ich aber bis auf ein Mini Ständchen von Tiwuk um ein Lied herumgekommen. Als die Uhr eins zeigte, machten wir uns auf den Weg ins Zouk. Dort gab es zum Eintritt zwei Getränke dazu und ich holte für Tiwuk und mich je ein Bier. Während ich langsam mein Bier trank, ignorierte Tiwuk in Tanzekstase ihres bis ich fragte, ob ich ein neues holen solle. Daraufhin kippte sie ihr Bier in einem Zug die Kehle hinunter. Leider auch das wenige Minuten später folgende Bier wurde von Tiwuk sofort gekillt. Einige lustige Verkettungen später befanden wir uns gegen vier auch schon auf dem Heimweg, aber ein Abend in Singapur ist erst nach einem Casino Besuch zu Ende. Also nochmal allen Leuten gezeigt, wie schnell ich die Verliererstrasse entlang laufen kann und dann ab ins Bett.
Der nächste Tag gestaltete sich entsprechend ruhig. Weder Tiwuk noch mir war nach großer Lauferei zu Mute und so chillten wir uns eher durch die Gegend. Nach dem abschliessenden Kinobesuch (No strings attached mit Ashton Kutcher und Natalie Portman, nicht zu empfehlen) mussten wir auch schon zurück nach Jakarta. Leider war auch diesmal die Zeit am Flughafen viel zu kurz, aber in knapp drei Wochen werde ich ja wieder hier sein, auf dem Weg von Bangkok nach Bali.
In diesem Sinne, Kommentare wie immer erwünscht, Rechtschreibfehler gehören meinem iPhone, bis zum nächsten Eintrag!
Ein Kommentar
sehr fein….langsam aber sicher kannst du dich an die zivilisation gewöhnen….
kölle alaaf